Die Heimleiterin Sabine Rifesser gibt uns aufschlussreiche Auskünfte über die derzeitige Situation im Seniorenwohnheim San Durich in St. Ulrich.
Nachdem das Seniorenwohnheim San Durich im letzten Jahr zweimal von einer Covid-Welle erfasst worden war, gab es seit Dezember 2020 auch aufgrund einer hohen Genesungs- und Durchimpfungsrate zum Glück keine Covid-Fälle unter den HeimbewohnerInnen mehr und im ganzen Jahr nur drei unter den Mitarbeiterinnen, die ohne Folgen blieben. Im heurigen Jahr konnten wieder die allermeisten Tätigkeiten mit geselligem Beisammensein aufgenommen werden. Neben den zahlreichen hausinternen Freizeitaktivitäten wie Tombola, Lesestunden, gemeinsames Kochen, Kegeln, Turnen, Messfeiern und andere, wurden im Sommer auch stockweise vier Nachmittage im Garten mit Kaffee, Kuchen und musikalischer Umrahmung gemeinsam mit den Angehörigen organisiert. Zudem konnten zwei 100. Geburtstage gefeiert werden und einige HeimbewohnerInnen nahmen an der Seniorenmeisterschaft in Eppan teil.
Auch viele Freiwillige haben ihre Mithilfe im Seniorenwohnheim wieder aufgenommen. Eine große Herausforderung in der Führung des Hauses ist und bleibt die Personalfindung qualifizierter Mitarbeiter, v. a. in der Pflege, die alle Voraussetzungen (Studientitel und Zweisprachigkeit) erfüllen. Es wird immer schwieriger, Pensionierungen, Mutterschaften oder andere Abgänge durch Neuanstellungen abzudecken.
Dieses Problem wurde durch die Einführung der Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal mit Gesetzesdekret vom 1. April 2021 nochmals dramatisch verschärft. Ein Teil der Mitarbeiter, die großteils von Covid genesen sind, fühlte sich ungerecht behandelt und ist aus verschiedenen Grün- den nicht bereit, die Impfung durchzuführen. Es wurden deshalb ab Mai keine neuen HeimbewohnerInnen mehr aufgenommen, da die Führung nicht wusste und immer noch nicht weiß, wie viele effektiv ausfallen werden. Da sich die Kontrollen über die Impfnachweise und dazugehörigen Impfeinladungen von Seiten des Südtiroler Sanitätsbetriebes sehr verzögerten, wurden über den Sommer wenigstens die Kurzzeitaufnahmen wieder angeboten.
Mit Mitte September, wo es dann effektiv zu den ersten vier Suspendierungen bzw. Kündigungen kam, waren im Haus 10 Betten frei. Am 10. September wurde durch eine Abänderung am Gesetzesdekret die Impfpflicht nochmals auf alle Mitarbeiterkategorien (also auch Küche, Reinigung, Wäscherei ...) im Seniorenwohnheim aus- gedehnt, d.h. dass ab 10. Oktober 2021 kein ungeimpfter Mitarbeiter mehr im Haus sein darf.
Leider gilt bei unseren Mitarbeiterinnen nicht die Greenpass-Pflicht, wie für alle restlichen Berufskategorien, sondern aus- schließlich die Impfpflicht. Deshalb gehen wir von weiteren Suspendierungen aus. Die Leidtragenden dieser Situation sind u. a. auch viele Familien, die dringend einen Heimplatz für einen Angehörigen benötigen und diesen momentan südtirolweit nicht bekommen, da viele Heime ganze Wohnbereiche schließen mussten.
Die Bar San Durich konnte bis heute nicht wiedereröffnet werden, da dieser Raum als Besucherraum für das Seniorenwohnheim benötigt wird. Eine Wiedereröffnung wird erst möglich sein, sobald alle BesucherInnen sich wieder frei im Hause bewegen dürfen. Seit Herbst letzten Jahres sind die Besuche nur auf Voranmeldung erlaubt und jeder/m Besucher/in muss Fieber gemessen werden, sowie eine Eigenerklärung zum Gesundheitszustand zum Unterzeichnen vorgelegt werden und letzthin auch der Greenpass kontrolliert werden. Zudem müssen die Besucherlisten zwei Wochen aufbewahrt werden. Es gibt jeden Tag 21 Besuchertermine, für die drei Tische in der Bar oder im Eingangsbereich im Freien zur Verfügung stehen. Natürlich können die HeimbewohnerInnen auch für Spaziergänge abgeholt werden.
Wir hoffen, dass sich die Lage bald verbessert. „Ich denke aber kaum, dass die Bar vor Frühjahr des nächsten Jahres wiedereröffnen wird. Abgesehen vom Raumbedarf, könnten die Kontakte nicht nachvollzogen werden und das Infektionsrisiko beim Zusammentreffen vieler Menschen ohne Masken wäre erhöht“, so Sabine Rifesser.
Wie geht es weiter?
Die Heimleiterin erklärt: „Wir wissen selbst noch nicht, wie das Haus in einem Monat dastehen wird. Es könnte sein, dass uns 10 bis 12 MitarbeiterInnen fehlen werden, was wir selbstverständlich nicht hoffen und was die Schließung eines Stockwerks mit sich bringen würde. Wir sind auch dabei, uns zusammen mit der Politik der vier Gemeinden Grödens Gedanken über die Zukunft des Hauses zu machen. Für nächstes Jahr ist bereits die Trennung weiterer Gemeinschaftsbäder, also zwischen zwei Zimmern, vorgesehen, die aufgrund von Covid verschoben werden mussten. Wie und ob das Haus ausgebaut werden kann, muss erst auf politischer Ebene geklärt werden. Eines der Hauptprobleme neben der Finanzierung eines Um- oder Ausbaus wird dabei weiter- hin die Mitarbeiterrekrutierung sein, die sich durch viele Pensionierungen in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird.“