11.12 ​Gemeinderatssitzung in St. Ulrich

Ambitioniertes Koalitionsprogramm und Hilfsmaßnahmen für einheimische Wirtschaft vorgestellt – 11.12.2020 durch Zoom

Im Zentrum der Gemeindepolitik steht das Wohlbefinden der gesamten Bevölkerung und gerade in diesen schwierigen Zeiten muss eine Gemeindeverwaltung kreative und innovative Lösungen für die bestehenden Herausforderungen finden, um diesem Ziel gerecht zu werden. Diese Meinung vertreten die Koalitionspartner “Lista Unica” und “Lega”, die im Rahmen der Ratssitzung vom 11.12.2020, die aufgrund der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen erneut über Videokonferenz stattgefunden hat, ein ambitioniertes Arbeitsprogramm für die begonnene Amtsperiode vorgestellt haben.

Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Genehmigung des Koalitionsprogramms, das vom Bürgermeister und von den Referenten vorgestellt wurde. Der Bürgermeister betonte sogleich, dass „Mobilität und Urbanistik die größten Herausforderungen in naher Zukunft“ sein würden und dass bei jeder Entscheidung stets „das Wohl unserer Bevölkerung“ im Mittelpunkt stehen sollte. Es sollten alle zusammen “mehr Verantwortung” für unseren Ort mit seiner außerordentlichen Kultur- und Naturlandschaft übernehmen und es soll noch konsequenter ein nachhaltiger Tourismus, der die Besonderheiten unserer Kultur und unseres Erbes respektiert, angestrebt werden.

Eine zentrale Rolle in dieser Amtsperiode spiele das Projekt “Ladinia”, welches die autofreie Gestaltung und somit eine gezielte Aufwertung des Antoniusplatzes als Ziel hat. Gerade die Verlängerung der Fußgängerzone würde wichtige Impulse für den lokalen Handel und die Gastbetriebe im Dorfzentrum geben. Auch die geplante Anbindung der Reziastraße mit der “Tresval” auf Höhe des “Fever” mit der damit verbundenen Möglichkeit, eine Verkehrsberuhigung entlang der Reziastraße zu ermöglichen, würde ebenfalls die Attraktivität des Grödner Hauptortes steigern, so wie die Sanierung und Erweiterung des Kulturzentrums “Cësa di Ladins”, Sitz der “Union di Ladins de Gherdëina”, der “Union Generela di Ladins dla Dolomites”, des “Museum Gherdëina” und des Theatervereins.

Die Erfahrung der letzten Amtsperiode hat deutlich gemacht, wie wichtig die Instandhaltung bestehender Strukturen und Infrastrukturen ist. Zu erwähnen sind diesbezüglich u.a. die aufwendige Erneuerung der Trinkwasserleitung auf St. Jakob, die längst fällige Sanierung der Brücke am Dorfeingang beim Wirtschaftspark 181, die Infrastrukturen in mehreren Straßen (z.B. Rumanonstraße, Pedetlivastraße, Snetonstraße und andere) und die Abdichtung der Garage Central mit Neugestaltung des darüberliegenden Parks.

Weitere größere Instandhaltungsarbeiten sind im Gemeindehaus, in der Mittelschule sowie Grundschule geplant. Die Realisierung einer seit Jahren sehr ersehnten zusätzlichen Turnhalle soll angegangen werden. Im sozialen Bereich will man sich weiterhin für Familien einsetzen und eine Entwicklung der Seniorenbetreuung unterstützen.

Im Bereich Umweltschutz will man sich u.a. konkret für die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude, für die Umrüstung auf LED-Technologie der öffentlichen Beleuchtung und für die Ausarbeitung von Projekten zur Sensibilisierung für den Naturschutz in den Schulen einsetzen.

Außerdem will man die Cunfinböden, wo sich die Trinkwasserquellen unserer Gemeinde befindet, schützen, mit dem langfristigen Ziel, das Gebiet im Naturpark Schlern-Rosengarten einzutragen. Das Welterbe UNESCO soll ein verantwortungsvoller Auftrag sein für nachhaltige Entwicklung, um den Schutz unserer einmaligen Natur zu gewährleisten.

Das Grödner Kunsthandwerk, das durch die Corona-Pandemie besonders hart getroffen wurde, soll durch spezifische Projekte wieder attraktiver gestaltet werden; es müssen vor allem Perspektiven für Jugendliche ausgearbeitet werden. In der Vernetzung zwischen Tourismus und Kunsthandwerk liege noch viel Potential, das es zu nutzen gilt.

Zudem wurden zwei Interpellationen der Oppositionspartei der SVP behandelt und verschiedene Kommissionen bestimmt. Bei ihrer ersten Interpellation forderten die SVP-Ratsmitglieder Informationen in Bezug auf die Verwendung der Facebook-Seite unter dem Namen “Chemun de Urtijei” (dt. Gemeinde St. Ulrich). Bürgermeister Tobia Moroder erklärte, die Seite sei im Sinne der Transparenz gegründet worden, um die Live-Übertragung der zweiten Gemeinderatssitzung zu ermöglichen und den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich über wichtige Belange der Gemeinde zu informieren. Zeitnah sollen genauere Richtlinien für Veröffentlichungen auf der Facebook-Seite von Seiten des Gemeindeausschusses ausgearbeitet werden.

Außerdem verlangte die Oppositionspartei von der Gemeindeverwaltung eine Darlegung der Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft aufgrund der aktuellen dramatischen Situation. Hierbei betonte der Bürgermeister, dass die Gemeinde nicht über eine gesetzgeberische Befugnis verfüge und somit nur schwer Maßnahmen zur signifikanten Ankurbelung der Wirtschaft setzen könne. Man werde aber die verschiedenen Verbände, die in der Gemeinde tätig sind (LVH, Grödner Kunsthandwerk, HGV, Kaufleutevereinigung und Tourismusverein) mit außerordentlichen Beiträgen in Höhe von jeweils 20.000 € für wirtschaftsfördernde Projekte unterstützen. Hinzu kommen dank der Reduzierung der Kindergartentarife um ein Drittel ca. 20.000 € an Unterstützung für Familien mit Kleinkindern. Auch die ca. 100.000 € an fehlenden GIS-Einnahmen können als indirekter Beitrag an die einheimischen Betriebe bewertet werden. Somit stellt die Gemeinde St. Ulrich in Summe über 200.000 € als direkte oder indirekte Wirtschaftsförderung zur Verfügung, wobei man sich bereit erklärt hat, auch weitere gezielte Projekte, die einer bestimmten Kategorie zugute kommen, unterstützen zu wollen.

Problemlos erfolgte die Ernennung mehrerer Kommissionen. Neu besetzt wurden die Umweltschutzkommission, die Wasserkommission, die Lawinenkommission, die Zivilschutzleitstelle, das Friedhofskomitee und die Arbeitsgruppe für den Ensembleschutz, die demnächst ihre Tätigkeit aufnehmen werden.